Der endlos schwelende Kampf zwischen der Allianz und der Horde, zwischen Orks, Menschen, Blutelfen und Tauren, der Konflikt um Lich-Könige, Sturmwind und die brennende Legion ist das Herz des größten MMOs: „World of Warcraft“. Aus den Echtzeitstrategiespielen entstand der Rollenspiel-Ableger einst, erhielt Ende des letzten Jahres noch ein neues Add On und im Laufe der inzwischen zwölf Jahre mehrere grafische und technische Updates. Doch nun könnte sich die Ära Warcrafts dem Ende neigen.
Finanzielles Umdenken: Abonnement als Auslaufmodell
Im Laufe der Jahre ist die Zahl der Abonnenten auf 5,5 Millionen gesunken, so zumindest der Stand Ende 2015. Neuere Zahlen wird es auch nicht geben, denn Entwickler Blizzard Activision hat bekannt gegeben, dass neue Abonnentenzahlen nicht mehr veröffentlich werden, dies sei nur schlecht für die Einschätzung des Konzerns am Finanzmarkt. Ohnehin habe man bessere Zahlen zur Einschätzung des Spiels als die Anzahl der Abos – diese befinden sich aber auch auf dem tiefsten Stand seit neun Jahren. Wie giftig ein Abo-Modell sich auf die Spielerzahl auswirken kann, musste auch unlängst „The Elder Scrolls Online“ feststellen. Ambitioniert gestartet und mit einem großen Namen im Gepäck wurde dort schnell auf Free2Play umgestellt.
Auch Blizzard macht einen großen Teil der Einnahmen nicht länger durch Abonnements, sondern durch die im Spiel enthaltenen, zahlreichen Mikrotransaktionen. In „World of Warcraft“ können große Portionen des Spiels nun gratis Probe gespielt werden, aber dies ändert an einigen unverkennbaren Schwächen des Spiels nichts: Das Grinding-Modell ist kaum noch zeitgemäß und vor allem der technische Unterbau ist trotz aller Updates veraltet.
„Warcraft“ heißt auch Expansion
Eine Katastrophe ist dies aber noch nicht, denn längst hat Blizzard die Marke „Warcraft“ so breit aufgestellt, dass Helden wie Uther Lichtbringer über das MMO hinaus bekannt sind. Zum Einen liegt dies im einfach zugänglichen, digitalen Kartenspiel „Hearthstone“, in dem Blizzards Helden sich mit Angriffswerten und Lebenspunkten einen Kartenkrieg von Deck zu Deck liefern. Aber auch in „Heroes of the Storm“, Blizzards eigenem Dota-Klon, ist die Welt von „Warcraft“ stark vertreten.
Nachdem „Starcraft“ als große Strategieserie immer weiter sinkende Spielerzahlen verzeichnet, ist es nicht undenkbar, dass es nun „Warcraft“-Fortsetzungen als klassische Strategiespiele geben wird – sogar ein Reboot scheint möglich. „Heroes of the Storm“ konnte dabei auch dank der starken Lizenzen von „Warcraft“, „Starcraft“ und „Diablo“ dem MOBA-Genre durchaus frisches Blut einhauchen und mit „Hearthstone“ verfügt Blizzard über ein vergleichsweise einsteigerfreundliches Spiel, mit dem der Konzern quasi Geld druckt. Alleine aus diesen Gründen ist „Warcraft“ – und allen voran „World of Warcraft“ – weiterhin ein wichtiges Zugpferd des Konzerns.
Vom Monitor auf die Leinwand
Die Voraussetzungen für eine Neuauflage der Marke stehen gut, denn mit „Warcraft: The Beginning“ erscheint dieses Jahr ein erster Kinofilm zum Spielefranchise. Unter der Regie von Duncan Jones soll etwas Großes entstehen, das auch „World of Warcraft“ wieder einem größeren Publikum öffnet und vielleicht sogar neues Leben in die Marke haucht. Bei einem Scheitern des Films würde aber sicher auch das beliebte MMO die Konsequenzen zu spüren bekommen. Denn ohne frisches Blut in Form von neuen Spielern bleibt Blizzard über kurz oder lang nichts anderes übrig als mit der Marke etwas Neues anzufangen.
Hat „WoW“ das Maximallevel erreicht?
„World of Warcraft“ ist nach wie vor eines der Aushängeschilder von Blizzard und die erste Marke des Studios, die verfilmt wird. Seit zwölf Jahren gilt das Spiel als Synonym für Online-Games. Dennoch muss auch ein moderner Klassiker sich aktuellen Zahlen stellen und wenn die sich nicht ändern, wird wohl auch in „World of Warcraft“ eine Ära zu Ende gehen.
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