Pre-Order Games: Lohnt sich der Bonus?

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Der Pre-Order Bonus gehört in der Spielebranche inzwischen zu den ungeschriebenen Gesetzen des Marktes. Kaum ein Spiel, das nicht versucht, Spieler mit einem vorzeitigen Kauf zu ködern und ihnen dabei einige Happen zu bieten. Für Käufer langlaufender Serien ist dies eine nette Dreingabe, aber lohnt sich der Bonus im Regelfall wirklich?

Vorbestellungen als Modell des Wahnsinns

Walmart mit Pre-Order GamesSteam und andere digitale Vertriebswege haben das Publishing-Modell von Games gründlich auf den Kopf gestellt. Längst sind Vollpreisspiele zu bestimmten Sales obszön günstig zu haben – das wissen auch die Spieler und viele Gamer warten eben lieber auf satte Rabatte. Um sicherzustellen, dass dennoch genug Exemplare zum Erscheinungspreis über den (digitalen) Ladentisch gehen, bieten viele Publisher exklusive Pre-Order Boni für ihre Spiele an.

Da endet der Wahnsinn mit den Vorbesteller Boni aber noch nicht, denn nicht nur der Publisher gibt exklusive Boni aus, auch die verschiedenen Ladenketten bieten exklusive Extras für Vorbesteller. In Deutschland ist das (noch) nicht so extrem wie in den USA, wo Wal-Mart, Gamestop und Co. jeweils unterschiedliche Pakete bieten und Spieler aus Excel-Tabellen ablesen müssen, wo sie den besten Deal bekommen.

Sammlerwert und physische Boni als Verpackungsbeilage

Bei physischen Extras mag das Vorbestellen auch durchaus noch einen Sinn ergeben: Statuen, auf Stoff gedruckte Karten, Spielfiguren – all dies lässt sich in limitierter Ausführung als Sammlerobjekt in die Vitrine stellen, doch digitale Vorbestellungen haben längst ein Maß der Unverschämtheit angenommen. Es gibt Extra Skins für Figuren und Fahrzeuge, exklusive Missionen, zusätzliche Erfahrungspunkte für den Multiplayer oder Maps, die für reguläre Käufer nicht zur Verfügung stehen.

Kurzum bekommen Spieler das vollständige Spiel nur dann, wenn sie vorbestellen. Und unterschiedliche Pre-Order Boni schließen sich oft gegenseitig aus, in den Genuss aller Boni kommen Gamer bei manchen Spielen also ohnehin nicht. Zumal die Bonusinhalte, die besonders frühe Käufer erhalten, zumeist ohnehin im Rahmen einer Complete oder Ultimate Edition veröffentlich werden. Hardcore-Fans werden demnach nicht nur besonders früh, sondern zweimal zur Kasse gebeten.

Neue Skins für die Katze im Sack

Einen weiteren Vorteil hat das Vorbestellen für die Publisher von Spielen: man entgeht dem Urteil der Fachpresse. Denn natürlich können verheerende Rezensionen der Medien immer noch massiv die Verkaufszahlen vieler Spiele beeinflussen. Doch Vorbestellungen werden eben schon getätigt, ehe die Presse ihre Preview-Versionen bekommt und somit kaufen Spieler die Katze im Sack. Das ist für Gamer beliebter Serien wie „Assassin’s Creed“ oder „Call of Duty“ oft nicht so wichtig, da sie sich den neuesten Serienteil auch so geholt hätten, übergeht aber dennoch eine neutrale Bewertung der Spiele.

Mit Greenlight und Early Access gibt es aber durchaus Konkurrenzmodelle zum Vorbestellen. Wer hier früher kauft, der kauft oft nicht nur günstiger, sondern hat auch früheren Zugang zum Spiel. Das ist dann oft noch in einer frühen Alpha- oder Beta-Version, aber so können Gamer auch den Prozess eines Spiels mitverfolgen – und dem Entwickler durch das Spielen wertvolle Informationen liefern. Diese Modelle werden allerdings vorrangig von Indie-Entwicklern genutzt.

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Die Dämonen austreiben

Vorbesteller-Boni ohne physischen Gegenwert und ohne Begrenzung der Datenträger sind eine reine Vermarktungsmethode der Publisher. Gamer werden mit kosmetischen Artikeln oder zusätzlichem Spielwert geködert. Das ist bei digitalen Verkäufen vor allem deswegen unverschämt, da Exklusivität hier nur bis zum Verkauf einer Complete Edition tatsächliche Exklusivität bedeutet. Dabei spricht natürlich nichts dagegen, sich ein begehrtes Spiel schon vor dem Verkaufsstart zu sichern, allerdings haben die Spieler auch selbst die Macht über die Ausmaße der Pre-Order Boni. Nur wenn die Vorbestellungen ausbleiben, lernen auch die Publisher ihre Lektion. Bis dahin bleiben Vorbesteller im Vorteil, der jedoch oft das Risiko einer verfrühten Kaufentscheidung nicht wert ist.

Titelbild: © istock.com – VladimirFLoyd
Textbild: © istock.com – Linda Jo Heilman

Über den Autor

Andreas, demnächst 35 Jahre jung, Genießer, mehr oder weniger sportlich, meine Mutter sagt immer: "er macht irgendwas mit Computern", ohne iPhone gehe ich nicht aus dem Haus.

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