Online Gaming in Fernost: Millionen sind spiel- und internetsüchtig

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Ostasien und vor allem das Land Korea gelten als eine Art Mekka des Internets. Nirgendwo auf der Welt ist das Netz so ausgebaut wie hier und Smartphones so weit verbreitet. Die hohe Vernetzung bringt jedoch auch immer mehr Gefahren mit sich. Gerade in Südkorea ist die Suche nach dem Internet und Online Games schon jetzt ein echtes Problem.

Beste Voraussetzungen für Süchtige

Damit sich eine Suchtkultur wie in Südkorea überhaupt entwickeln kann, bedarf es der passenden Voraussetzungen. Wie kein anderes Land hat Korea schon vor Jahren die Möglichkeiten des Netzes erkannt und den Ausbau massiv vorangetrieben. Schon im Jahr 2006 erreichte das Land eine Breitbanddichte von über 50 Prozent. Heute liegt die durchschnittliche Internetgeschwindigkeit bei über 17,5 Mbps. Dazu kommt, dass in keinem anderen Land Smartphones so verbreitet sind wie in Südkorea. Schätzungen zufolge haben bis zu 85 Prozent der Bevölkerung ein Smartphone, wovon über 90 Prozent vernetzt sind.

Nicht zu unterschätzen ist zudem der Spielefaktor in Ostasien. Gerade in Südkorea werden professionelle Gamer wie Superstars behandelt. Turniere und Begegnungen in den verschiedensten Spielen finden vor großen Publikumsmengen statt und sind in der Regel sogar live im TV zu sehen. Erfolgreicher Gamer zu werden, ist in Korea ein durchaus möglicher Karrierepfad, was aber auch dazu beiträgt, dass viele Kinder und Jugendliche viel zu viel Zeit vor dem Rechner und im Internet verbringen.

Das Problem der Online-Sucht

Die guten Möglichkeiten im Internet bescherten Korea jedoch auch das Problem der Internetsucht. Wer einen Eindruck von der omnipräsenten Nutzung des Netzes bekommen möchte, muss sich in Seoul nur einmal in die U-Bahn setzt. Praktisch jeder Fahrgast greift nach dem Einsteigen zum Smartphone. Im Jahr 2012 gingen Expertenschätzungen davon aus, dass rund 2 Millionen Menschen in Südkorea internetsüchtig sind. Kinder und Jugendliche sind dabei oft besonders gefährdet. Gerade junge Spieler, die von der Profi-Karriere träumen, trainieren tagtäglich nicht selten fünf oder mehr Stunden. Die Online-Sucht ist bei vielen dann nur noch eine logische Folge. Das Problem ist mittlerweile so groß, dass Experten die Internetsucht in Ostasien als gefährlicher einschätzen als die Drogen- oder Alkoholsucht.

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Extreme Suchtformen sorgen für Schlagzeilen

Dass die Internetsucht in Ostasien zu einem ernsten Problem geworden ist, zeigen auch zwei Beispiele, die sogar in Deutschland Schlagzeilen machten. Ein besonders tragischer Fall war dabei der Tod eines drei Monate alten Kindes, nachdem dessen Eltern es aufgrund ihrer Sucht vollkommen vernachlässigt hatten. Beide verbrachten mehrere Tage in einem koreanischen Internetcafé und so verhungerte das Kind. Ein weiterer Fall trug sich 2010 zu, als ein spielesüchtiger 28-Jähriger nach einem Spielemarathon vor Erschöpfung zusammenbrach und starb. Er hatte über 48 Stunden das Spiel Starcraft gespielt und sich geweigert, seinen Platz zu räumen. Seinen Tod führten die Ärzte schließlich auf einen Herzinfarkt zurück. Der junge Mann ist in Korea dabei kein Einzelfall. Immer wieder kommt es zu Zusammenbrüchen von Spielern, teilweise sogar mit Todesfolge.

Südkorea ergreift zunehmend Maßnahmen

Die Entwicklung der Internetsucht und die damit verbundenen Gefahren hat die Regierung in Korea seit einigen Jahren erkannt. Mittlerweile versucht man dem negativen Trend, durch Maßnahmen aufzuhalten. Neben medizinischen Therapien zur Heilung von Suchtkranken setzt die Regierung dabei besonders auf bessere Bildung. Kinder und Jugendliche sollen durch ein Bildungsprogramm auf die Gefahren im Netz aufmerksam gemacht und zu besseren Umgang erzogen werden.

Titelbild: © istock.com – Tatiana Gladskikh

Über den Autor

Andreas, demnächst 35 Jahre jung, Genießer, mehr oder weniger sportlich, meine Mutter sagt immer: "er macht irgendwas mit Computern", ohne iPhone gehe ich nicht aus dem Haus.

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