Nach großer Euphorie im Sommer stehen die E-Scooter Sharing Anbieter vor ihrer ersten Bewährungsprobe. Im Winter entscheidet sich, wer mit den besten Konzepten am Start ist.
Das Angebot übersteigt die Nachfrage deutlich
Ein Baustein moderner urbaner Mobilität oder ein Ärgernis auf den Straßen? Seit Juni sind die E-Scooter, nach intensiver politischer und öffentlicher Diskussion, im Straßenverkehr erlaubt und bevölkern seitdem die Innenstädte der größten deutschen Metropolen.
Das Geschäft mit der „letzten Meile“ erscheint attraktiv, neben einigen international tätigen Anbietern buhlen auch deutsche Start-Ups um zahlungswillige Kundschaft. Einige Anbieter haben ihre Flotten in mehreren Städten platziert, andere konzentrieren sich auf eine Stadt.
In manchen Innenstädten übersteigt inzwischen das Angebot von deutlich mehr als 10.000 E-Scootern die Nachfrage. Ähnlich wie in anderen europäischen Metropolen rechnen Experten mit einer Bereinigung des Marktes spätestens nach dem Winter.
Schon jetzt zeigt sich, bei Nässe und Kälte nimmt das Interesse deutlich ab. Überleben werden die E-Scooter Sharing Anbieter, die mit den Erfahrungen der ersten Monate ihre Hausaufgaben gemacht haben. Die ersten Verleiher haben bereits nach kurzer Zeit ihre komplette Flotte erneuert.
Schnelle und unkomplizierte Anmietung
Auf den ersten Blick unterscheiden sich die einzelnen E-Scooter Sharing Anbieter nur in ihren auffälligen Farben und Logos. Bei näherer Betrachtung offenbaren sich aber die Unterschiede, wie erste Studien zum E-Scooter-Angebot in Deutschland zeigen.
So hat das Beratungsunternehmen Civity die Verfügbarkeit und den Ladestand der wichtigsten Anbieter analysiert und dabei teilweise deutliche Unterschiede festgestellt.
Wie die Verleiher die Registrierung, Anmietung und Nutzung geregelt haben, hat eine weitere Studie des Deutschen Instituts für Service-Qualität (DISQ) in einer eine Customer-Experience-Studie untersucht.
Dabei gab es ein eher einheitliches Bild mit wenigen Ausreißern. Voraussetzung für die Registrierung und Anmietung ist bei allen E-Scooter Sharing Anbieter eine App. Dies funktioniert in der Regel schnell und unkompliziert innerhalb weniger Sekunden.
Problematisch fanden die Tester in den meisten Fällen den Informationsgehalt der Anbieter-Websites.Dort würden oftmals grundlegende Informationen fehlen, beispielsweise über das gültige Einzugsgebiet. Das DISQ befand die Webseiten als unzureichende Informationsquelle. Im Wesentlichen würde die Smartphone-App zum Download angeboten.
Video: E-Scooter mieten: Die 4 großen Anbieter im Check
Teuer ist nicht gleich gut
Unterschiede zeigen sich auch bei den Kosten der einzelnen Verleiher. Bei der Aktivierungsgebühr vor Fahrantritt – die liegt meist bei einem Euro – herrscht noch Einigkeit. Erst bei den Minutenpreisen variieren die Angebote. Bei einzelnen Verleihern lassen sich die E-Scooter schon vorab aus der Ferne reservieren, allerdings beginnt ab dem Zeitpunkt der Reservierung der Minutentakt.
Diese Zeiteinheit haben alle Anbieter gewählt. Sie reichen von 15 bis 25 Cent pro Minute, abhängig von Stadt und Anbieter. In der Regel wird mit einer Kreditkarte bezahlt, in einigen Fällen wird zudem PayPal als Zahlungsmittel angeboten. Mit welchen E-Scootern die Nutzer am schnellsten und sichersten fahren, wurde inzwischen ebenfalls in zahlreichen Untersuchungen analysiert.
Unterscheide zeigen sich etwa bei der Beschleunigung, beim Fahren am Berg und dem Fahrkomfort. Ein Grund für die unterschiedlichen Performancewerte dürften die stark abweichenden Gewichte der E-Scooter sein. Sie reichen von knapp 19 Kilogramm bis hin zu 25 Kilogramm.
Die kleinen Räder und teilweise unzureichende Federungen leiten Straßenunebenheiten sofort weiter und beeinflussen insofern den Komfort aber auch das Sicherheitsgefühl. Auch die Beleuchtung ist nicht bei allen E-Scootern gleich. Während einige Anbieter nur für eine rudimentäre Ausleuchtung sorgen, sind andere Fahrzeuge gut ausgestattet und deshalb vor allem auch für Fahrten im Dunkeln geeignet.
Aus Fehlern gelernt
Eine der Kritikpunkte in den vergangenen Monaten betraf immer wieder die Haltbarkeit der E-Scooter. Diese sollten nach Untersuchungen teilweise nur wenige Monate betragen. Erste E-Scooter Sharing Anbieter haben darauf reagiert und ihre Flotten erneuert. Auch die tägliche Aufladung ist ein Thema für Verbesserungen. Die ersten Anbieter testen bereits austauschbare Akkus, um den Aufwand zu reduzieren. Insgesamt werden die nächsten Monate zeigen, welche Anbieter auch 2020 ihre E-Scooter noch in den Städten stehen haben. Die Investoren der meisten Anbieter haben jedenfalls noch mal Geld nachgeschoben.