Günstige 3D-Drucker für den Hausgebrauch – das versprechen viele Hersteller mittlerweile ihren Kunden und bewerben die neuen Geräte mit großem Aufwand. Doch jedes Modell hat seine individuellen Eigenheiten in der Materialzuführung und -verarbeitung und die junge Branche muss noch einige Kinderkrankheiten überwinden.
Der eigene Bausatz oder ein Fertigdrucker?
Bereits seit Jahren haben Tüftler und experimentierfreudige Bastler sich in den eigenen vier Wänden damit beschäftigt, kostengünstige und möglichst leistungsfähige 3D-Drucker aus handelsüblicher Hardware zu entwickeln. Erst die Erfahrungen dieser Szene, die sich über das Internet austauscht, hat die Technik in der großen Öffentlichkeit populär gemacht. Mittlerweile haben sowohl große Unternehmen als auch Start-ups ihre Möglichkeiten erkannt und Bausätze auf den Markt gebracht, die entweder die wichtigsten Komponenten oder bereits einen funktionsfähigen Drucker beinhalten. Der Aufwand bis zu den ersten erfolgreichen Ausdrucken schwankt entsprechend. Bislang sind solche Bausätze noch die günstigste Methode, um an einen eigenen 3D-Drucker zu gelangen.
Sie bieten zudem auch noch den Vorteil einer höheren Flexibilität in unterschiedlichen Punkten. So kann z. B. bei einem Eigenentwurf die Druckgröße oder das Material weitgehend frei gewählt werden. Nachteile sind die oft geringe Geschwindigkeit, die schwankende Qualität und in erster Linie natürlich die hohen technischen Fähigkeiten und Kenntnisse, die für den Zusammenbau notwendig sind. Ein bereits fertiger Drucker ist hingegen sofort betriebsbereit – dafür müssen dann aber auch Kompromisse gemacht werden. Wie bei den Tonern in Tintenstrahldrucker verwenden manche Hersteller beispielsweise eigene Formate, so dass der Kunde auf teure Kartuschen für das Nachfüllen des Rohmaterials angewiesen ist.
Exkurs: 3D-Drucker Test der Stiftung Warentest
Gute Ergebnisse erfordern teure Spitzentechnologie
Entgegen der allgemeinen Annahme ist der 3D-Druck keine neue Technologie, sondern wird bereits seit rund 30 Jahren in der Industrie angewandt. Allerdings handelt es sich deshalb auch um hoch entwickelte und entsprechend teure Spezialgeräte, die für kleine Unternehmen oder gar den Hausgebrauch jede Kostengrenze sprengen. Diese kleineren und weitaus preisgünstigeren Modelle sind in der Tat neu und wurden erst durch die steigende Leistungsfähigkeit der Mikroelektronik und moderne Verarbeitungstechnologie möglich. Wegen der noch sehr jungen Einsatzzeit handelt es sich deshalb bei vielen Modellen streng genommen noch eher um Prototypen als um vollständig entwickelte Endgeräte.
Aus diesem Grund sind einzelne Schwächen weit verbreitet und gewisse Konstruktionsfehler, die gerade die Bedienbarkeit oder den Verschleiß betreffen, eher die Regel als die Ausnahme. Teurere Modelle schneiden in diesen Bereichen oft deutlich besser ab. Hinter ihnen stehen meist spezialisierte und erfahrene Ingenieure, die mit einer deutlich längeren Entwicklungszeit und höherem Kapitalaufwand ein Produkt für gehobene Ansprüche entwickeln, anstatt möglichst günstig und schnell in die Massenfabrikation gehen zu können. Längere Testzyklen und die Bereitschaft, auch kleine oder potenzielle Probleme ohne Rücksicht auf Folgekosten auszuräumen, sind gerade bei der noch geringen Erfahrung in der Praxis ein nicht zu unterschätzender Vorteil.
Detailgenauigkeit und Geschwindigkeit variieren deutlich
Es gibt verschiedene Ansätze für den 3D-Druck. Auf dem Markt für Heimdrucker und kleine bis mittelständische Unternehmen hat sich das Verfahren durchgesetzt, geschmolzenen Kunststoff durch eine Düse zu pressen und auf diese Weise Schicht um Schicht das Modell aufzubauen. Es gibt inzwischen allerdings Ansätze, das in der Industrie verwendete Verfahren der Stereolithografie auf einem deutlich niedrigeren Preisniveau anzubieten. Ein Team von Forschern des MIT hat mittlerweile einen Prototyp entwickelt, der statt der üblichen sechsstelligen Summen nur knapp 3500 US-Dollar kosten soll und somit erstmals auch für den Privatgebrauch erschwinglich wäre.
Bei den klassischen Verfahren haben sich derweil sowohl die Geschwindigkeit als auch die Genauigkeit gebessert. Die lange gültige Regel, dass nur teure 3D-Drucker auch ein akzeptables Arbeitstempo an den Tag legen, stimmt deshalb so nicht mehr. Allerdings sind gerade bei niedrigen Schichtstärken von 0,1 oder gar 0,05 Millimetern die teureren Geräte noch deutlich im Vorteil – falls die günstigeren eine solche Genauigkeit überhaupt unterstützen.
Vielfältige Möglichkeiten trotz Kinderkrankheiten
Letztendlich kommt es auch bei einem 3D-Drucker darauf an, wofür er genutzt werden soll. Wichtig ist in diesem Zusammenhang nicht nur der reine Kosten-Nutzen-Faktor, sondern auch ein Blick auf die unterschiedlichen Materialien. Nicht alle Geräte verarbeiten alle Ausgangsstoffe, das sogenannte Filament. Diese gibt es mit unterschiedlichen Eigenschaften, die Holz, Kunststoff oder sogar Sandstein ähneln können. Günstige Modelle eignen sich besonders für einen gelegentlichen Gebrauch, bei dem kleine bis maximal mittelgroße Objekte gedruckt werden sollen. Für größere Objekte sollte der Verbraucher hingegen auch tiefer in die Tasche greifen, denn hier entstehen sonst oft Fehldrucke – das nicht immer günstige Filament ist in solchen Fällen verloren.
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